Der gestrige Chat (link) war aufschlussreich.
Es gab relativ wenig Fragen. dafür viele negative Bewertungen der Generation Z.
Anlass zum Nachlesen und Nachdenken.
Zunächst einmal hierzu das wirklich gute Schluss-Statement meiner gut argumentierenden Co-Chatterin Marie Mörtzsch.
„Es ist sehr schade, dass meine Generation so negativ behaftet ist und ich glaube, dass diese negative Haltung den Prozess der gemeinsamen Zusammenarbeit stark hindert. Mein Wunsch ist es, dass auf Augenhöhe miteinander kommuniziert wird, um die falsche Meinung über meine Generation aus dem Weg geräumt werden kann.“
Darauf kam die Antwort von Marcus G.
„Dann fangen sie doch an und hinterfragen warum hier mehr als einmal solche Beobachtungen (nicht Meinungen!) Geschildert werden. Ihr Abtun solcher Schilderungen mit `Schade, das sie uns nicht ernst nehmen´ zeigt jedenfalls keine Augenhöhe“.
„Liebes, geehrtes Fräulein Moertzsch (sorry), Sie sind weder der Selbstreflektion mächtig, noch haben Sie diverse Mechanismen verstanden. Ich halte Ihnen jedoch Ihre mir so erscheinende Unreife gern zugute.
Sie fordern erst, um dann (eventuell) Leistung zu bringen? Nein, andersrum läuft das: Leistung bringen- und ich meine damit arbeiten, nicht studieren- und dann fordern.
Hat bei mir ganz wunderbar geklappt. Heute kann ich fast grenzenlos fordern, weil ich enorme Berufserfahrung habe. Sie können die nach dem Studium gar nicht haben.
Sie müssen nach dem Studium erstmal ausgebildet werden, sage ich Ihnen aus eigener Erfahrung- und ich habe noch ein Diplom als Abschluss. Je eher Ihnen das bewusst wird, desto besser für Sie.
Heute – nach etlichen Jahren harter Arbeit- teile ich mir meine Arbeitszeit so ein, wie es mit Familie und Hobbies vereinbar ist. Und wenn es in der Firma brennt, ist die Firma die Nummer 1 – heißt auch: alles Private gerät in den Hintergrund. Wenn dagegen in der Familie trouble ist, dann geht die Familie vor – selbstverständlich. In der Firma zählt bei mir allein die Leistung, nicht, wie lange ich im Büro sitze.
Maximale Freiheit also wegen maximaler Leistung in der Firma!
Leistung können Sie aber nach Ihrem Studium gar nicht ausreichend bringen – siehe oben: Sie müssen erstmal ausgebildet werden. D.h.: Sie kosten Ihren Arbeitgeber viel Geld und geben wenig zurück. Fazit: hängen Sie sich erstmal rein – voller Einsatz ist gefragt. Dann kommt nach einer gewissen Zeit die Work-Life-Balance von ganz allein.
Im Übrigen: Warum Ihre Generation sich von der Politik so über den Tisch ziehen lässt, werde ich nie verstehen. Ihre Generation müsste längst auf der Straße sein – insbesondere wegen der hohen Lasten und geringen Gegenleistungen, die auf Sie zukommen, und die zumindest ich nicht verursacht habe.
Und was passiert: Generation Z fordert nicht mal Veränderungen – geschweige denn das Problem anzugehen. Unverständlich und: selbst schuld.“
„Selbst 65 iger jahrgang . Wir haben noch einen 1995 er jahrgang daheim . Er kennt uns als eltern nur fleissig , strebsam pünktlich etc. Und wir fragen uns ….was haben wir falsch gemacht. Schon das drama um die ausbildung war filmreif. Ausbildung abgebrochen , kein bock .
Neue ausbildung.Playstation macht mehr spass. Jetzt mit knapp 23 im dritten lehrjahr. Kleinster husten ….krank ….knie tut weh …krank . Das eigene reich sieht aus wie bei einem 12 jährigen…..leere flaschen , mc. Doof tüten …chaos. das ihm geschenkte auto….nur fahren und tanken….putzen , pflegen ….kein bock…..wichtig sind smartphone , w lan , playstation und ein offener mc donald. Kino ist auch cool und arbeit versaut das leben.Freizeitgestaltung ….chillen und youtube…..und sich ans selfie bärchenohren zaubern.
Nachrichten , weltgeschehnisse ….uninteressant.das einzigste was perfekt klappt ist englisch….zumindestens das.am wochenende mal was anpacken , helfen ….fehlanzeige ….ich war die ganze woche arbeiten ich brauch meine ruhephase.,und egal wann und wo …das sch…ss smartphone immer in der hand.
Tausend apps…..aber dass das auto abgefahrene bremsbeläge hat und beim rollen häftigen krach macht merkt man nicht. Man hört ja musik und nicht auf geräusche beim fahren.
Teilweise , so hart es klingt …lebensunfähig…..Sorry , das ist mein täglicher Blick auf dieGeneration „Z „….Lass mich aber gern anderweitig überzeugen.“
„Ich bin als Ehrenamtlicher bei einer HiOrg im Katastrophenschutz tätig. Ich gehöre zu dem, was man landläufig als „Generation X“ bezeichnen würde.
Es stimmt mich hoffnungsvoll, wenn ich bei meiner täglichen Arbeit junge Menschen der viel gescholtenen „Generation Z“ sehe, die sich engagiert und motiviert ehrenamtlich für die Gesellschaft einbringen.“
Was lehrt uns das?
Ich verstehe es, wenn die Generation Z keine Lust hat, mit anderen Generationen (vor allem Politikern) zu diskutieren.
Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man sich andere Diskussionen im Netz zur Generation Z anschaut:
- Wenn man einen Text in Netz stellt, in dem die Generation Z so richtig verrissen wird, dann bekommt man auf einen Schlag rund 1.000 Zustimmungen. (Auf die Nennung des aktuellen Beispiels für diese Aussage möchte ich verzichten)
- Wenn man aber zu erklären versucht, warum die Generation Z so ist, wie sie ist, dann interessiert das kaum einen.
- Und wenn gar schreibt, dass die Generation Z sich in einigen Punkten zukunftsweisend und zeitgeist-entsprechend verhält, dann ist man nahe an einem Shit-Storm.
Vielleicht sollte ich in Zukunft nur Bücher gegen die Generation Z und für Work-Life-Blending schreiben.
Nur gibt es zum Glück Unternehmen, die sich jenseits vom angeblichen Mainstream ernsthaft mit unserer gemeinsamen Zukunft auseinandersetzen. Und die verstehen, dass die Generation Z wie auch andere Generationen zuvor „anders“ ist und dass das durchaus gut so ist.