Dieser Eintrag stammt von Laura Bist, Clara Wolf und Dominik Gregorius
Die Generation Z, geboren ab 1995, ist noch nicht vollständig im Berufsleben angekommen, hat jedoch schon ganz klare Vorstellungen wie dieses aussehen soll. Im Gegensatz zu ihrer Vorgängergeneration soll Berufs- und Privatleben strikt getrennt werden. Außerdem wird ihr ein erhöhtes Loyalitätsdefizit nachgesagt.
Contents
Die Entwicklung der Generationen
Im 19. Jahrhundert sicherten sich Familien aufgrund ihrer Arbeit das Überleben und fanden zusätzlich ihren Platz im Sozialgefüge. Des Weiteren war Lohnarbeit sehr selten, wodurch eine Trennung von Beruf und privat Leben nahezu unmöglich war.
Viele Entscheidungen bezüglich der Partnerwahl, Fortpflanzung sowie ebenfalls Erziehung, wurden unter dem Gesichtspunkt der Arbeitskraftgenerierung getroffen.
Mit der Industrialisierung brach das Zeitalter der Arbeitsorganisation an. Die individuelle Lohnarbeit wurde eingeführt und die Familienwirtschaft zunehmend abgelöst. Somit entstand die Möglichkeit Privatleben und Beruf zu trennen. Zu Beginn stellte die Arbeit den Lebensmittelpunkt dar, die Wochenarbeitszeit lag oft bei 70 Stunden und mehr.
Durch Vereinbarungen zum Wohle der Arbeitnehmer sowie Änderungen der Gesetzgebung, wie bspw. das Arbeitszeit- und Arbeitsschutzgesetz, wurden die Arbeitnehmer sukzessive entlastet, wodurch nun ein Leben abseits des Berufs möglich wurde.
Im Zeitraum zwischen 1946 und 1964 wächst die Generation der Baby-Boomer auf. Bei ihnen findet eine Trennung zwischen Privat und Beruf statt, wobei der Fokus nichtsdestotrotz auf dem Beruf liegt. Arbeitsbezogene Werte wie Materialismus oder gar Arbeitssucht herrschen vor.
Die darauffolgende Generationen X, zwischen 1965 und 1980 geboren, legt trotz Beruf viel Wert auf ihr Privatleben. Die Präferenzen legt diese auf Werte wie Spaß, Flexibilität und Individualismus.
Die zwischen 1981 und 2001 Geborenen bilden die Generation Y. Sie, wie auch die darauf folgenden Generationen werden als Digital Natives bezeichnet, da sie in einer Welt voller Informationstechnologie und medialer Omnipräsenz aufgewachsen ist, in der sowohl das Internet, als auch Mobiltechnologie die Arbeits- und Privatwelt prägen. Diese beiden Welten werden nicht mehr getrennt betrachtet, sondern verschmelzen.

entnommen aus:
Men’s Health, Job und Freizeit: Bloß nicht mischen,
in: http://www.menshealth.de/life/karriere-kollegen/job-1-beruf-und-privatleben-nicht-mixen.16803.htm, 13.05.2003, abgerufen am 26.07.2014.
Auch wenn die Generation Z, welche ab 1995 geboren wurde, noch nicht vollständig auf dem Arbeitsmarkt angekommen ist, sind bereits zahlreiche Tendenzen erkennbar. Neben dem Wunsch nach Lebenslustmaximierung ist diese Generation oft nicht gewillt ihre Freizeit und damit z.B. ihre Wochenenden dem Beruf zu opfern. Allerdings ist der typische Generation Z-Mitarbeiter durchaus bereit hart zu arbeiten, insofern er sich in seinem beruflichen Umfeld wohl fühlt.
Der Betrieb wird als strikt getrennter Lebensbereich angesehen und feste Arbeitszeiten und Strukturen werden als sehr wichtig empfunden.
Internationaler Vergleich
Ein wichtiger Faktor für die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ist die mit Arbeit zugebrachte Zeit. In Deutschland ist mit 1397 Stunden pro Jahr eine der kürzesten Arbeitszeiten im OECD Raum zu verzeichnen (OECD Durchschnitt 1765 Stunden). Die Türkei hat mit über 43% den größten Anteil an Arbeitskräften mit sehr langen Wochenarbeitszeiten, worauf Mexiko mit nahezu 29% und Israel mit beinahe 20% der Erwerbstätigen folgen. Die deutsche Bevölkerung nutzt 15,3 Stunden am Tag für wesentliche Grundbedürfnisse wie Essen, Schlafen sowie Freizeitaktivitäten, wohingegen der OECD Durchschnitt bei 15 Stunden liegt. Es erscheint logisch, dass eine hohe Wochenarbeitszeit eine isolierte Sichtweise des beruflichen -und des privaten Lebens erschwert.[1]
Ein bedeutender Einflussfaktor der für die Variation der europäischen Arbeitszeiten verantwortlich ist, ist die verschiedene Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt:
- Im Durchschnitt arbeiten Frauen deutlich kürzer als Männer. Während diese im OECD-Raum durchschnittlich 141 Minuten pro Tag für unbezahlte Arbeit nutzen, verwenden Frauen 273 Minuten täglich zum Kochen, Putzen oder zur Kindererziehung und Pflege. (Unterschied: 2,3 Stunden)
- In Deutschland verwenden Männer 164 Minuten am Tag zum Kochen, Putzen oder Kindererziehung und Pflege (mehr als EU Durchschnitt von 141 Min). Dahingegen gebrauchen deutsche Frauen täglich durchschnittlich 269 Minuten für unbezahlte Arbeit.
- In anderen Ländern zeigen sich dahingegen größere Differenzen. Beispielsweise arbeiten türkische und mexikanische Frauen täglich 4,3 Stunden länger im Haushalt als Männer. Dahingegen macht der Unterschied in nordischen Ländern nur etwas über eine Stunde aus.
Ein Grund für diese Diskrepanz ist die in der EU sehr unterschiedliche Teilzeitquote, welche wiederum mit der steigenden Erwerbsbeteiligung von Müttern begründet werden kann. Die Möglichkeit der Teilzeitbeschäftigung bietet vielen Frauen zugleich die Möglichkeit berufliche und private Verpflichtungen zu kombinieren. Daneben bestätigen Analysen, dass Frauen durch das Vorhandensein von Kindern über einen merklich längeren Zeitraum als Männer im Gleichgewicht von Beruf und Privatleben beeinträchtigt werden. Durch diese voranschreitende Integration von Müttern in den Arbeitsprozess entstehen weitere Spannungen zur erstrebten Abgrenzung des Privat -und Familienlebens vom beruflichen Sektor.[3]
Implementierung im Unternehmen
Erste Unternehmungen beginnen zur Prophylaxe von Arbeitsstress bereits das Beantworten beruflicher Mails außerhalb der Arbeitszeit zu untersagen, was den Arbeitnehmern die Wahrung des privaten Bereichs erleichtern soll. Da Gruppennormen und Leistungsdruck allgegenwärtig sind, schützen immer mehr Unternehmen ihre Mitarbeiter durch solche Modelle vor sich selbst.
Eine weitere Option ist die Vertrauensarbeitszeit, die, wie bei Microsoft praktiziert, eine sehr flexible Einteilung der Zeit garantiert. Hierbei existieren keine Kern –oder Regelarbeitszeiten, was jedoch dazu führt das vom Einzelnen eine gewisse Selbstorganisation und –Disziplin gefordert wird.

entnommen aus:
Wandtatoo Home Office,
in: http://www.wandtattoo.net/products/Wort/Buero/Wandtattoo-Home-Office.html, ohne Datum, abgerufen am 25.07.2014.
Eine ähnliche Problematik ergibt sich im Kontext des Arbeitens im sogenannten Home-office. Denn hierbei hat ein Mitarbeiter die Option sich durch geschicktes Zeitmanagement nach eigenen Wünschen zu organisieren, jedoch besteht wiederum die Gefahr einer erhöhten Arbeitszeit und einer Vermischung der Bereiche. Häufig führen solche Ansätze zudem sogar zu einem Anstieg der Arbeitszeit und können unter Umständen zu einer weiteren Verwaschung der Grenzen führen.
Mythos Vs. Realität
Neben dem theoretischen Bild ist es unerlässlich einen Blick in die Praxis zu werfen.
Dass ein Mensch nach Arbeitsende einen imaginären Schalter umlegt und auf „Privatmodus“ umschaltet ist schlichtweg unmöglich. Dass dieser fast schon schizophren erscheinende Gedanke nicht ohne Weiteres umzusetzen ist, wird bei näherer Betrachtung schnell deutlich.
Die wenigstens Menschen trennen ihre Kommunikation strikt in Beruf und Privates, sodass private Nachrichten während der Arbeit sowie Mails nach Schichtende bereits eine Verwässerung mit sich bringen.

entnommen aus:
Karriere für Ingeniere und Techniker,
Wann ist Feierabend? in: http://www.karriere-ing.de/arbeitswelt/article/90440/0/Eine_klare_Trennung_zwischen_Job_und_Freizeit_gibt_es_fuer_viele_Beschaeftigte_nicht_mehr/, 07.08.2012, abgerufen am 26.07.2014.
Ein weiterer Gesichtspunkt ist, dass es sich nicht vermeiden lässt, dass sich im Zuge seines Jobs soziale Kontakte bilden, die zusätzlich zu einer Verschmelzung beitragen.
Abschließend legt die Generation Z großen Wert auf eine Entfaltung im Beruf, sowie adäquate Herausforderungen, die im Abgleich mit den individuellen Zielen erfolgen.
Da im Falle einer sich einstellenden Zufriedenheit mit dem jeweiligen Arbeitsplatz nicht zuletzt eine Identifizierung mit dem Unternehmen und dessen Kultur erfolgt, ist es nur folgerichtig, dass ein Arbeitnehmer auch außerhalb der Arbeitszeit gewillt ist, zum Gelingen seines Projektes etwas zu leisten.
Fazit
Wegen diesen Kontroversen ergibt sich zwangsläufig die Fragestellung, ob eine Optimierung der Work-Life-Balance nicht die effizientere und realistischere Alternative zu einer möglichst radikalen Trennung darstellt. Die ständig steigenden Krankenzahlen, respektive die damit einhergehenden Kosten unterstreichen die Notwendigkeit angemessener Modelle.[2]
Für erfolgsorientierte Arbeitnehmer kann eine Symbiose der beiden Bereiche einen wesentlich größeren Mehrwert liefern als eine zwanghafte Isolierung. Ohnehin sollte in dieser Diskussion möglichst auf Pauschalisierungen im Sektor der Generationenkonzepte verzichtet werden. Einerseits werden durch die selektive Adaption der Babyboomer und die partielle Mutation der Generation Y weitere Elemente hinzugefügt, andererseits machen beispielsweise Selbstständige generationenunabhängig ihren Beruf nicht selten zum Mittelpunkt ihres Alltags. Ein Traumberuf wird auch privat niemals als Fremdkörper angesehen. In verschiedenen Branchen besteht zudem aufgrund von Stückzahlen und Terminarbeit wenig Potenzial für mehr Flexibilität, was Schicht –sowie Wochenendarbeit unabdingbar werden lässt.
Literatur
- Andreas Gestrich: Geschichte der Familie im 19. und 20. Jahrhundert. Oldenburg, München 2013, ISBN 978-3-486-71410-4
- Christian Scholz: Personalmanagement. 6. Auflage, Vahlen, München 2014, ISBN 978-3-8006-3680-8
- Christian Scholz: Generation Z, zwischen Freizeit und Betriebsrat. In: Arbeit und Arbeitsrecht 11/2013
- Thomas Paul: Life Balance – Work Excellence. 4. Auflage, Books on Demand 2013, ISBN 978-3-7322-5470-5
- Michael Mitterauer: Familie und Arbeitswelt in historischer Sicht. In: Gewerkschaftliche Monatshefte 4/87, S. 200-207
- ARGO Studie 2013: Engagement across Generations: The XY-Challenge
- Kerstin Bund: Glück schlägt Geld. Generation Y: Was wir wirklich wollen. Murmann, Hamburg 2014,
- Kerstin Bund, Uwe Jean Heuser und Anne Kunze: Generation Y: Wollen die auch arbeiten? In: Die Zeit. Nr. 11, 7. März 2013
- Christian Scholz: Das neue Szenario im Berufsleben. In: Spieler ohne Stammplatzgarantie. Darwiportunismus in der neuen Arbeitswelt. Wiley-VCH, Weinheim 2003, (ursprünglich erschienen in WISU. 10/99; PDF; 114 KB)
- Eva Windisch und Niclas Medman: Understanding the digital natives. In: Ericsson Business Review. 1/2008, S. 36–39 (217 KB)
Siehe auch
Weblinks
- Begriffserklärungen und Definition der Generationen
- Generation Z – Die ganz jungen kommen Die Presse, Oktober 2013
- http://www.oecdbetterlifeindex.org/topics/work-life-balance/
- http://www.iaq.uni-due.de/iaq-report/
- http://www.channelpartner.de/a/rechte-und-pflichten-im-home-office,2612692
- http://www.spiegel.de/karriere/berufsstart/arbeit-und-privatleben-wie-work-life-balance-gelingen-kann-a-838230.html
- http://www.sueddeutsche.de/karriere/krankmeldungen-hoechster-krankenstand-seit-jahren-1.1283778
- http://www.handelsblatt.com/unternehmen/buero-special/immer-auf-standby-die-grenze-zwischen-arbeit-und-freizeit-verschwimmt-immer-mehr/4675790-2.html
- http://mashable.com/2014/04/10/france-bans-emails-after-work/