Die-Gen eration-Z

Christian Scholz Gedanken und Materialien zur Generation Z



 

Z-untaugliche Politiker

von Christian Scholz am 3. März 2019


Vier Politikerinnen
reden
über die Arbeitswelt
und
ernten Kopfschütteln



Auf der 6. Thüringer Arbeitszeitkonferenz ging es darum, wie wir im Allgemeinen und wie die Generation Z im Speziellen gerne arbeiten möchten.

Das einzige „Lowlight“ dieser interessanten Veranstaltung mit guten Gesprächen und einer perfekten Organisation war der Auftritt von vier Politikerinnen.

Thüringen hat in der Vergangenheit versucht, mit Niedriglohn zu punkten. Ob das eine gute Idee ist, mag bezweifelt werden: Vor dem Hintergrund von Fachkräftemangel ist es aber fatal. Daraus ergibt sich die Frage, wie denn Thüringen vor allem für junge Menschen aus der Generation Z (nach 1995 geboren) noch etwas interessanter gemacht werden kann: Denn ausreichend gute und motivierte Mitarbeiter sind letztlich der entscheidende Wettbewerbsfaktor für Unternehmen, aber auch für ein Bundesland. 

Um es kurz zu machen: Eine Antwort war nicht zu erkennen. Offenbar hat sich keine der Politikerinnen ernsthaft mit der Generation Z beschäftigt, geschweige denn mit der Frage, wie diese Generation arbeiten will. 

Dass diese Z-Untauglichkeit auch bei Bundespolitikern üblich ist (-> LINK), ist keine Entschuldigung. Nur gut: Die Generation Z hätte dieser Auftritt nicht überrascht – wenn man bedenkt, dass angesichts der Freitagsdemonstrationen die Politik mit Sanktionen für die Schüler droht, die CDU eine Liberalisierung von Waffenexporten fordert und die Generation Z einem lobbygruppengetriebenen (unsinnigen) „DigitalPakt Schule“ entgegensehen.

Da passte auch der Aufruf der vier Politikerinnen ins Bild, die Generation Z möge sich doch – falls ihnen etwas zur Arbeitswelt in Thüringen einfällt – bei der Politik melden.

Die vier Politikerinnen sahen ein, dass sie sich in der Zukunft mit der Arbeitswelt beschäftigten sollten. Das ist allerdings etwas dürftig, wenn man bedenkt, dass in Thüringen Neuwahlen bevorstehen und die Politiker einige Jahre Zeit hatten, über Nägel mit Köpfen nachzudenken oder zumindest einmal rudimentäre Antworten für ihr Volk vorzubereiten.

Gerade vor dem Hintergrund dieser Wahl versuchten Gewerkschaftsvertreter im Publikum die Politiker zu klaren Positionen und zu einer Stärkung der Gewerkschaften zu bewegen. Übereinstimmend wurde dies von den Politikerinnen mit dem Hinweis abgetan, dass dies alles in die Tarifautonomie falle und die Politik sich da heraushalten müsse. Was die vier Politikerinnen aber vollkommen übersehen haben: Natürlich setzt die Politik den Rahmen für die Arbeitswelt – und mit der Mindestlohneinführung greift sie in Bereiche ein, die früher zur Tarifautonomie gehörten.

Dass das alles auch anders geht, haben die Teilnehmer der Tagung und die „Thüringer Allianz für den freien Sonntag“ am nächsten Tag gezeigt. 

  • Denn da ging es am Ende um die CDU/FDP-Regierung aus NRW, die am 15. Februar 2019 einen Entschließungsantrag im Bundesrat vorgestellt hat, der die Bundesregierung auffordert, das Arbeitszeitgesetz zu flexibilisieren. Das läuft auf eine totale Verfügbarkeit der Arbeitnehmer hinaus, die dem Modell der ÖVP/FPÖ-Regierung aus Österreich entspricht (->Link). Dies belegt im übrigen, dass auch Landesregierungen aktiv werden können (hier allerdings unternehmensfreundlich).
  • Auf der Konferenz wurde am Ende eindrucksvoll für dieses Thema sensibilisiert (ein Prozess, der in Österreich erst kurz vor In-Kraft-Treten des Gesetzes stattfand) und eine entsprechende Erklärung formuliert. Und das ist gut und wichtig.

Denn vor allem die Generation Z möchte klar geregelte Arbeitszeiten mit einem klar geregelten Arbeitsende: Nicht weil sie nicht arbeiten will, sondern weil sie noch andere Dinge im Leben sieht.

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